Auf dem Berg leben, den Berg leben

Im Rahmen der von der Gemeinde Belluno organisierten Veranstaltungsreihe “Oltre le Vette” wurde am 11. Oktober von der Stiftung Dolomiten UNESCO eine Konferenz organisiert, an der zahlreiche Künstler, Unternehmer, Wissenschaftler, Bergsteiger, Bergretter und Schutzhüttenbetreiber teilnahmen, also vor allem Menschen, die in den Bergen zuhause sind und dort leben und arbeiten. 9×1=Dolomiti UNESCO ist ein Projekt, das aus der Taufe gehoben wurde, um in allen fünf Provinzen des Welterbes den Wert der Einheit hervorzuheben: neun Teilgebiete der Dolomiten, ein einziges Welterbegut.

EIN DENKWÜRDIGER ABEND

Als die Lichter auf der Bühne des Stadttheaters von Belluno nacheinander ausgingen und die zahlreichen Zuschauer, die bis zuletzt auf ihren Sitzen ausgeharrt hatten, um den Klängen des Akkordeons von Paolo Forte zu lauschen, langsam den Ausgängen zuströmten, verblieb etwas im Saal: eine Stimmung der Zuversicht … geologische, anthropologische, soziologische, wirtschaftliche, künstlerische Aspekte äußerten sich in einer gemeinsamen Sprache, die zwar noch nicht vollkommen, aber schon verständlich war. Verständlich war auch die Botschaft des Abends: der Wert der UNESCO-Anerkennung ist direkt proportional zur Bedeutung, die wir unserem Leben inmitten der Dolomiten beimessen.

DIE BEITRÄGE

Nach der Begrüßung der Anwesenden durch die Vize-Bürgermeisterin von Belluno Lucia Olivotto, den künstlerischen Leiter von „Oltre Le Vette“ Flavio Faoro, den Präsidenten von Dolomitibus Giuseppe Pat (vor dem Theater konnte man auch den neuen den Dolomiten UNESCO gewidmeten Bus besichtigen) und die Direktorin der Stiftung Dolomiten UNESCO Marcella Morandini begann die eigentliche Konferenz. Im ersten Teil der Konferenz debattierten der Geologe Piero Gianolla, der Architekt Cesare Micheletti, der Botaniker Cesare Lasen und der Direktor des Nationalparks Belluneser Dolomiten Antonio Andrich über den Wert des Naturerbes.

Darauf folgte die Darstellung einer mit zahlreichen Daten belegten Studie des Soziologen Diego Cason über die Entvölkerung der Bergregionen in der Provinz Belluno und die Notwendigkeit, politische Maßnahmen zur Eindämmung der Abwanderung zu ergreifen, die nicht auf urbanen Paradigmen beruhen. Im Anschluss daran kamen jene Menschen zu Wort, die in den Dolomiten Tag für Tag leben und arbeiten, wie die Holzunternehmerin Claudia Scarzanella, der Imker Andrea Lorusso und der Hotelier Walter De Cassan, und um die es auch in der historischen und anthropologischen Perspektive von Daniela Perco ging.

Natürlich wurde auch über eines der heikelsten Themen des diesjährigen, von Unfällen und Vandalismus gezeichneten Sommers debattiert: der Berg aus der Sicht der Ausflügler und Alpinisten, der Gegenstand der Podiumsdiskussion war, an der sich die Präsidentin des CAI von Agordo Anna Magro, der Bergführer und Mitglied des Bergrettungsdienstes Michele Zandegiacomo und der Regisseur Giovanni Carraro beteiligten. Zum Abschluss debattierten der Fotograf Moreno Geremetta, die Malerin Silvia de Bastiani und der Schriftsteller Matteo Melchiorre über die künstlerischen Aspekte des Naturerbes.

“DIE MENSCHEN IM MITTELPUNKT”

Der Veranstaltungsabend wurde von den Journalisten Fausta Slanzi und Andrea Cecchella moderiert, die Regie war von Rajeev Badhan und Elena Strada. Im Veranstaltungsabend spiegelten sich die Anliegen der Stiftung Dolomiten UNESCO wider: “Die Stiftung Dolomiten UNESCO ist eine Plattform für die Koordinierung der gemeinsamen Führungsstrategien des Welterbes Dolomiten“, um es mit den Worten der Direktorin Marcella Morandini auszudrücken. Im Zentrum dieser politischen Maßnahmen muss die aktive Erhaltung des Territoriums stehen, die nur durch Einbeziehung der Netzwerke (wie zum Beispiel jenes der Schutzhüttenbetreiber und Nahrungsmittelproduzenten) gewährleistet werden kann, wobei immer der Mensch im Mittelpunkt der gemeinsamen Führungsstrategie des Gutes stehen muss.

Ph. Elisa Calabrese