Der Supervulkan für Kinder erklärt: Interview mit der Paläontologin Evelyn Kustatscher

Wie erklärt man Kindern, dass vor 10 Millionen von Jahren im Gebiet zwischen Meran und Trient ein Supervulkan immer wieder aktiv war, der so groß wie 700 Fußballfelder war? Und dass seine Eruptionen zu den größten der Erdgeschichte zählen, gemessen am Volumen des ausgeworfenem Vulkangesteins?

Una riproduzione grafica del Supervulcano

Keine Sorge … zumindest für die nächsten 10 Millionen Jahre!

Um die faszinierende Geschichte des Südtiroler Supervulkans bekannter zu machen, hat das Naturmuseum Südtirol ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, eine Wanderausstellung organisiert und schließlich ein Kinderbuch mit dem Titel Der Südtiroler Supervulkan (Verlag: Effect!) veröffentlicht. Das Buch wurde von Renate Felderer in Zusammenarbeit mit dem Geologen Corrado Morelli und der Paläontologin Evelyn Kustatscher verfasst. Letztere haben wir interviewt:

Welche Frage stellen Kinder bei den Führungen durch die Ausstellung am häufigsten?

„Kann der Supervulkan wieder ausbrechen?“

… und was antworten Sie darauf?

„Zum Glück nicht! Durch die Entstehung der Alpen sind Vulkanausbrüche in unseren Dolomiten nicht mehr möglich. Wir können also beruhigt sein – für mindestens einige Dutzend Millionen Jahre.“

Das Fundament der Dolomiten

Warum ist es wichtig, den Supervulkan zu studieren, um den Wert des geologischen Erbes der Dolomiten zu verstehen?

„Das Gestein des Supervulkans von Bozen, bekannt als Bozner Porphyr, bildet die Grundlage, auf der die Dolomiten stehen. Man könnte es mit dem Fundament eines Hauses vergleichen: Ohne dieses wäre das Haus, also die Dolomiten, nicht stabil. Tatsächlich verdanken wir die majestätische Schönheit der Dolomiten auch der über 2000 Metern mächtigen vulkanischen Gesteinsschicht, die sich darunter befindet. Während der Entstehung der Alpen hat dieses Fundament verhindert, dass die Gesteine vollständig zerstört oder verformt wurden. Wer die Berge im Ahrntal betrachtet, kann sich leicht vorstellen, wie die Dolomiten heute aussehen könnten, wenn der Supervulkan von Bozen nicht existiert hätte.”

Der Porphyr und die „tropischen“ Nächte in Bozen

Bozen ist im Sommer eine besonders heiße Stadt: Hat die weit verbreitete Präsenz von Porphyr etwas damit zu tun?

„Der Porphyr ist ein Gestein, das reich an Eisen ist. Bei Sonneneinstrahlung heizt er sich auf und speichert die Wärme lange. Das ist einer der Gründe, warum Bozen im Sommer zu den heißesten Städten Italiens zählt. Um fünf Uhr nachmittags bleibt die Temperatur hier sehr hoch, während sie in anderen Teilen Südtirols sinkt. Dank einer Klimasimulation, die von Prof. Giovannini von der Universität Trient durchgeführt wurde, wissen wir, dass der Porphyr für viele der sogenannten ‚tropischen Nächte‘ in Bozen verantwortlich ist.“

Wird es nach der Ausstellung und dem Buch weitere Initiativen zur Aufklärung über dieses Thema geben?

„Im Frühjahr werden wir eine Reihe von Exkursionen organisieren, von denen einige auch im Buch beschrieben sind. Wir haben viele weitere Ideen, wie die Erstellung eines Dokumentarfilms … mal sehen, ob wir sie umsetzen können!“