Die „Cordanza per l Patrimonie Naturèl de Fascia“: ein legislatives Instrument von unten

Cordanza:

Bewusstsein für die territorialen Werte und

Verantwortungsgefühl für die zukünftigen Generationen

Die Netze der Naturschutzgebiete wurden in der Provinz Trient mit dem Landesgesetz 11/2007 eingerichtet. Es handelt sich um freiwillige Vereinbarungen zwischen Provinz, Gemeinden und anderen lokalen Körperschaften, um die Verwaltung und die Wertschöpfung der schon vor Ort existierenden Schutzgebiete besser zu koordinieren. Die Initiative für die Entstehung der Netze geht in der Regel von den Gemeinden aus, auf deren Territorium sich die Schutzgebiete befinden; vorgesehen ist der Abschluss eines dreijährigen Abkommens mit mehreren Programmpunkten zur Förderung der Zusammenarbeit, um Umweltschutzmaßnahmen ins Leben zu rufen, die Schutzgebiete aufzuwerten, um über die territorialen Werte zu informieren und um letztendlich die Verwaltungszersplitterung und die Kompetenzfragmentierung zu überwinden. Das System der Netze der Autonomen Provinz Trient besteht aus 9 Netzen, die sehr eng zusammenarbeiten, um so einerseits die ökologischen Vernetzungen zwischen den Schutzgebieten zu fördern und um andererseits nützliche Informationen auszutauschen. Heute befassen wir uns mit dem Netz der Schutzgebiete des Fassa-Tals.

Ein Interview mit Mara Nemela

Koordinatorin der Cordanza per l Patrimonie Naturèl de Fascia  

Netz der Naturschutzgebiete des Fassa-Tals

Weshalb wurde das Netz der Schutzgebiete des Fassa-Tals eingerichtet und zu wessen Nutzen?

„Das Netz der Schutzgebiete des Fassa-Tals – Cordanza per l Patrimonie Naturèl de Fascia ist schon vom Namen her etwas Außergewöhnliches. Die Initiative wurde von lokalen Körperschaften und Wirtschaftstreibenden des Fassa-Tals ins Leben gerufen und erhielt die ladinische Bezeichnung “Cordanza”; die Anerkennung durch die UNESCO war ein wichtiger Impuls für unsere Bevölkerung, sich mehr auf die Erhaltung der Werte unseres Territoriums zu konzentrieren und sich der großen Verantwortung für die Integrität unseres Landes bewusst zu werden. Dieser Impuls hat im Netz ein effizientes Werkzeug gefunden, um Schutzmaßnahmen für das Territorium zu treffen und um gleichzeitig koordinierte, angemessene und lokal gesteuerte Initiativen umzusetzen.

Auf diese Weise wird gewährleistet, dass die Governance nicht Dritten überlassen wird, sondern in den Händen jener Menschen verbleibt, die im Territorium leben und arbeiten. Bergregionen besitzen eine altbewährte Tradition, was die Pflege ihrer Naturgüter und deren gemeinsame Verwaltung betrifft. Die „Cordanza“ ist auch eine gute Gelegenheit, um neue Wege für die Weitergabe der Naturgüter an die kommenden Generationen zu beschreiten“

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Welche Schutzgebiete sind Teil des Netzs?

„Zum Netz gehören die Trentiner Abschnitte zweier Teilgebiete der Dolomiten UNESCO (Latemar-Rosengarten-Schlern und Marmolata), fünf Besondere Schutzgebiete des Natura-2000-Netzes, vier lokale Schutzzonen und geschützte Bereiche des Wildbaches Avisio und die jeweiligen ökologischen Korridore und Landschaftskorridore mit einer Fläche von insgesamt 6.900 Hektar, die 22% der Gesamtfläche des Tales ausmachen. Das politische Verwaltungsorgan ist der Netzrat; ihm gehören ein Vertreter des Comun general de Fascia (federführende Körperschaft), die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden, die Vertreter der Versammlungen für die Gemeinnutzungsrechte und den kollektiven Grundbesitz an, außerdem jeweils ein Vertreter der Provinzverwaltung und der Stiftung Dolomiten UNESCO. Zum Netz gehören außerdem ein technischer Beirat, ein Koordinierungsbüro, das im Verwaltungsapparat der federführenden Körperschaft integriert ist, und ein partizipatives Forum, dessen Rolle von entscheidender Funktion ist: die Beteiligung der Bevölkerung darf sich nicht auf eine beratende Rolle beschränken, sondern es bleibt zu hoffen, dass sich auch die Bürger mit eigenen Ideen und Projekten einbringen und sich aktiv an der Verwirklichung geplanter Initiativen beteiligen“

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Welche Beziehung besteht zwischen dem Netz, der Stiftung und dem UNESCO-Teilgebiet?

„Unsere Cordanza fußt auf einem konkreten programmatischen Abkommen, in dem die allgemeinen Richtlinien, auf die man sich geeinigt hat, in eine Reihe von Vorhaben und Eingriffen umgesetzt werden, mit Trägern und definierten Finanzierungsquellen. Unsere ersten Schritte machten wir auf dem von der gemeinsamen Führungsstrategie der Stiftung vorgegebenen Weg. Daneben dient das Netz auch als „territorialer Sammelbehälter“, um unsere Anliegen im größeren Netz der Schutzgebiete der Dolomiten vorzubringen. Die Stiftung bietet uns auch eine gute Gelegenheit, um einen Blick über die Verwaltungsgrenzen hinaus zu werfen und um aus dem Erfahrungsschatz der uns umgebenden Gebiete schöpfen zu können“