„Ein Mittel zur Förderung eines verantwortungsbewussteren Tourismus“

Das Abschlussdokument, das von der Arbeitsgruppe Kommunikation der Stiftung Dolomiten UNESCO erarbeitet wurde, ist das Ergebnis der Zusammenführung sehr unterschiedlicher Erfahrungen und somit ein gemeinsamer Leitfaden für die verantwortungsvolle Kommunikation über die Dolomiten.

Le Pale di San Martino nella foto di Albero Perer

Ph. Alberto Perer

Fragilität und Oberflächlichkeit passen nicht zusammen

„Mein Wunsch ist, dass diese Überlegungen zu einer Leitlinie für alle werden, die täglich im Bereich der Kommunikation über die Dolomiten tätig sind“, kommentiert Mara Nemela, Direktorin der Stiftung Dolomiten UNESCO. „Es geht nicht darum, ‚Zertifikate‘ zu verleihen, aber wir können nicht ignorieren, dass viele Phänomene, die sich als schädlich für die Integrität des Guts oder für die Qualität seiner Nutzung herausstellen, oft aus einer oberflächlichen Kommunikation resultieren und aus Botschaften, die, in großem Umfang verbreitet, zu einem Bumerang für so fragile Umgebungen werden. Ein Risiko, das vermieden werden kann, indem man sicherstellt, dass bestimmte Prinzipien die Sensibilität derjenigen positiv beeinflussen, die für die Kommunikation über die Berge zuständig sind.“

Die Analyse

Wie sich der Tourismus verändert hat

Prof. Umberto Martini, Professor für Wirtschaft und Management an der Universität Trient, der die Arbeitsgruppe koordiniert hat, erläutert, warum es mittlerweile unumgänglich war, dieses Thema zumindest auf institutioneller Ebene zu behandeln:

„In den letzten Jahren haben zahlreiche Faktoren den Tourismus verändert, sowohl in Bezug auf die Besucheranzahl als auch auf die Erwartungen, Wünsche und Verhaltensweisen der Besucher. Der Bergtourismus bildet da keine Ausnahme, im Gegenteil, er hat ein erhebliches Nachfragewachstum erfahren: Die Ströme von Wanderern und Besuchern in den Berggebieten sind beträchtlich und führen zu bedeutenden sozialen und ökologischen Auswirkungen. „Der Post-Pandemie-Effekt spielt sicherlich eine Rolle dabei“, so Prof. Martini. „Dieser hat der Bergwelt einen wichtigen Wert in Bezug auf Wohlbefinden und Gesundheit verliehen, indem er die Idee von Bewegung und Aktivität, die schon immer mit den typischen Aktivitäten des Bergtourismus verbunden war, mit einer starken Assoziation zu reiner Luft und weiten, offenen Räumen kombiniert.“

Die Folgen der sozialen Medien

Wie haben sich die sozialen Medien auf die Kommunikation über die Bergwelt ausgewirkt?

„Die neuen Kommunikationsmedien, angefangen bei den sozialen Medien, haben dazu beigetragen, das Interesse an Bergorten und den dort möglichen Aktivitäten erheblich zu steigern. Diese Orte sind in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, nicht nur von den regelmäßigen Besuchern wie Bergsteigern oder Wanderern, die stets einen großen Teil ihrer Freizeit den Bergen gewidmet haben, sondern auch von den sogenannten ‚neuen Besuchern‘. Dabei handelt es sich um Personen, die durch den immer stärker werdenden kommunikativen Effekt zum ersten Mal die Berglandschaften aufsuchten – nicht immer im Besitz des nötigen technischen Wissens, der richtigen Ausrüstung und des Bewusstseins für die Risiken und Gefahren, die diese Orte unweigerlich mit sich bringen.“

Unbewusstheit verstärkt Verletzbarkeit

Und wenn man die Verletzbarkeit der Bergwelt nicht berücksichtigt… „Es steht fest“, fährt Prof. Martini fort, „dass die natürliche Verletzbarkeit der Bergwelt verstärkt Thema ist, nicht nur durch den Anstieg der Besucherzahlen und den damit verbundenen Bedarf an Dienstleistungen, Einrichtungen und Infrastrukturen, sondern auch durch die bereits erwähnte ‚Unbewusstheit‘ der neuen Besucher, die oft Erwartungen an Dienstleistungen und Bedürfnisse mitbringen, die weit entfernt von einer nachhaltigen Nutzung sind. Aus diesen Gründen ist es absolut notwendig, dass die zuständigen institutionellen Akteure, die für die Verwaltung des Gebiets verantwortlich sind, insbesondere in den besonders fragilen Gegenden, eingreifen, um die folgereichsten und aggressivsten Nutzungsmodelle der Berge einzudämmen.“

Verantwortung und Qualität wachsen gemeinsam

Wie kann man in Zukunft ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Tourismus und Umwelt fördern?

„Es geht nicht nur um die Verbreitung guter Praktiken, guter Beispiele und einer angemessenen Kultur des Bergtourismus“, kommentiert Prof. Martini, „sondern auch um die Kommunikation von Inhalten, die sowohl dem Schutz der Bergwelt als auch der Förderung nachhaltiger und verantwortungsbewusster Verhaltensweisen der Besucher dienen (einschließlich der Sicherheit und des persönlichen Wohlbefindens). Diese Ziele werden zunehmend zentral, um das Gleichgewicht zwischen touristischer Nutzung der Berge und der Erhaltung sowie der Wertschätzung der natürlichen, sozialen und kulturellen Ressourcen, die die Berge lebendig machen und besonders für Menschen aus stärker urbanisierten Gebieten attraktiv sind, zu bewahren. In diesem Zusammenhang wird es auch notwendig, die Kommunikation von Dritten, insbesondere von den sozialen Medien, zu kontrollieren, um die Verbreitung irreführender oder falscher Botschaften zu vermeiden, die eine Darstellung der Bergwelt vermitteln, die mit ihren tatsächlichen Werten nicht übereinstimmt.“

Ein abschließender Wunsch?

„Der Wunsch ist, dass diese Maßnahmen einen verantwortungsvolleren und damit qualitativ besseren Tourismus fördern. Dadurch kann die notwendige Unterstützung für das Leben in den Bergen gewährleistet werden, die nur der Tourismus zu garantieren in der Lage zu sein scheint – ohne jedoch die Erhaltung der natürlichen, landschaftlichen, sozialen und kulturellen Werte zu gefährden, die den eigentlichen Wert der Berge ausmachen.“

Das vollständige Dokument können Sie hier einsehen.