“Die Welterbestätten der UNESCO sind für die einheimische Bevölkerung von enormer Bedeutung. Wir müssen dazu imstande sein, dies den Bewohnern der Welterbestätten und der umliegenden Gebiete auf eingehende Weise zu verdeutlichen. Die natürlichen Reichtümer einer Welterbestätte sind in der Tat ihr wichtigstes Gut, und deshalb müssen wir uns für ihren Schutz und ihre Erhaltung einsetzen. Wenn sich die natürlichen Reichtümer einer Welterbestätte in einem schlechten Zustand befinden, ist auch ihr wirtschaftlicher Nutzen für die Bevölkerung gering“, so Susanna Lindemann, die die UNESCO-Welterbestätte Kvarken leitet, die sich über das Archipel Kvarken zwischen Schweden und Finnland erstreckt. Sie besucht zurzeit mit den Vertretern anderer ausländischer UNESCO-Welterbestätten einen Workshop in Cortina, der von der IUCN in Zusammenarbeit mit der Stiftung Dolomiten UNESCO organisiert wird.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Aufnahme der Welterbestätten in die Liste des Weltnaturerbes der UNESCO sind auch auf lokaler Ebene in den neun Teilgebieten eines der meist diskutierten Themen. Selbstverständlich ist der Schutz der Dolomiten von herausragender Bedeutung für den Fremdenverkehr; darüber hinaus vergisst man jedoch allzu oft den Wert der ökosystemaren Dienstleistungen, womit die Gesamtheit all jener „Nutzenstiftungen“ gemeint ist, die den Menschen durch gut funktionierende Ökosysteme zugutekommt, was jedoch nur möglich ist, wenn der Lebensraum dementsprechend verwaltet und geführt wird, wie zum Beispiel der Wasserkreislauf oder die Lebensmittelproduktion. Diese Belange stehen im Mittelpunkt des Workshops in Cortina. Ein aussagekräftiges Beispiel liefert Irina Zupan von der kroatischen Agentur für Umwelt und Natur: „Die Ergebnisse einer Studie im Naturpark Lonjsko Polje, der zu den Biosphärenreservaten der UNESCO gehört, haben ergeben, dass der kroatische Staat ohne die natürlichen Überschwemmungsgebiete ungefähr 2 Milliarden Dollar für den Bau von Staudämmen und anderen Wasserschutzbauten aufwenden müsste, um eventuellen Überschwemmungen in diesem Gebiet zuvorzukommen.“
„Nur ein gut erhaltenes Gut bringt auch der Bevölkerung große Vorteile. Wenn wir das Gut zerstören, bleibt auch der Tourismus weg“, ergänzt Elena Osipova von der IUCN – Welterbeprogramm der UNESCO.
Die IUCN ist eine internationale Nichtregierungsorganisation und als solche zuständig für die Bewertung der Welterbestätten der UNESCO, sobald sie um die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste ansuchen, und des Weiteren für die Erstellung regelmäßiger Berichte über ihren Erhaltungszustand. Der Bewertungsbericht der IUCN über die Dolomiten UNESCO, der vor einigen Monaten erschienen ist, ist positiv, obwohl die IUCN einige Bedenken in Hinsicht auf den Erhaltungszustand des Landschaftsbildes in einigen geographisch begrenzten Gebieten hegt, die in gewissen Zeiträumen des Jahres einem hohen Druck durch den Massentourismus ausgesetzt sind: “Anerkannt wurde auch unser Einsatz für den Aufbau des Netzwerkes, das von der UNESCO mit großer Aufmerksamkeit beobachtet wird,“ ergänzt die Direktorin der Stiftung Dolomiten UNESCO Marcella Morandini, “natürlich wird ein so komplexes Welterbegut wie die Dolomiten UNESCO uns immer wieder vor große Herausforderungen stellen, denen man mit einer ausgewogenen Kompromissbereitschaft begegnen muss.
Bericht vom Sender Telebelluno