Die wissenschaftliche Studie “La montagna perduta” wird im Senat vorgestellt
“Der verlassene Berg: wie die Ebene die Entwicklung Italiens beeinflusst hat„: so lautet der Titel der wissenschaftlichen Studie, die vom CER – Centro Europa Ricerche – und von tsm – Trentino School of Management durchgeführt wurde. Sie beruht auf einer großen Menge statistischer Daten über den Wandel der Bevölkerung und die wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung, die seit 1951 bis heute in den italienischen Regionen erhoben wurden.
Das Schicksal einer Ortsgemeinschaft ist in Italien sehr stark von ihrer Meereshöhe abhängig. Lassen wir Zahlen sprechen: seit 1951 und bis heute werden immer mehr Bergregionen von der Bevölkerung verlassen und sich selbst überlassen. Die Bevölkerung Italiens hat in den letzten 60 Jahren um 12 Millionen Menschen zugenommen, während die Bergregionen 900.000 ihrer Einwohner verloren haben. Somit beschränkt sich fast der gesamte Bevölkerungszuwachs in Italien auf die Ebenen (Bevölkerungszuwachs: 8,8 Millionen) und die Hügelregionen (Bevölkerungszuwachs: ungefähr 4 Millionen). Es gibt jedoch zwei rühmliche Ausnahmen: Trentino-Südtirol und das Aosta-Tal.
An der Tagung, die am 9. Februar im Senat veranstaltet wurde, nahm auch der namhafte Anthropologe Annibale Salsa teil, seines Zeichens Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung. In seinem Vortrag sprach er über die unbedingte Notwendigkeit, den menschlichen Siedlungsraum in den Alpen zu erhalten: “Die massive Abwanderung aus vielen Bergregionen der Alpen und des Apennins, die im 19. Jahrhundert begann, nahm in den 60er Jahren massiv zu. In Italien beschränkte sich das Wirtschaftswachstum auf die Po-Ebene und die Großstädte des sogenannten „industriellen Dreiecks“. Die Nähe der westlichen Alpentäler zur Schwermetallindustrie, Sinnbilder der Fordschen Wirtschaft, haben zur Abwanderung aus den Bergregionen geführt. Aber auch viele Bergregionen im Nordosten des Veneto und Friaul Julisch-Venetiens, also auch im Gebiet der Östlichen Dolomiten und des Oltre Piave, sind stark entvölkert. Die einzigen Ausnahmen sind die Autonomen Provinzen Bozen-Südtirol und Trentino und die Autonome Region Aostatal. Diese gegenläufige Tendenz beruht wahrscheinlich auf dem Sonderstatus dieser alpinen Regionen. So konnte in anderen, ebenfalls autonomen Regionen der AIpen (Friaul Julisch-Venetien), aber auch in autonomen außeralpinen Regionen (Sizilien und Sardinien) trotz Regionalautonomie der Abwanderung aus den zentralen Bergregionen kaum Einhalt geboten werden. Im Gegensatz zu diesen Regionen haben die Bergregionen des Trentino, Südtirols und des Aostatals eine starke Tradition der Selbstverwaltung, die sie seit dem 12. Jahrhundert und die Jahrhunderte hindurch beibehalten haben. Auf diesen langen Traditionen beruhen auch die neuen Statuten, die sich als ein sehr effizientes Werkzeug zur Eindämmung der Abwanderung aus den Bergregionen erwiesen haben“.
In Zusammenarbeit mit Annibale Salsa – wissenschaftlicher Beirat