Nachhaltiger Bergtourismus in den Dolomiten: Die Hüttenwirte zeichnen ihre Karte

Am 21. und 22. November fand in Friuli Venezia Giulia, zwischen Erto e Casso, Cimolais und Claut, das achte Jahrestreffen der Hüttenwirte der Kernzone des Dolomiten UNESCO Welterbes statt.

Dolomiten UNESCO im Rahmen eines langfristigen Begleitprojekts. Ziel ist es, die Hüttenwirte, die als erste Hüter des Gebiets und der UNESCO-Werte gelten, in ihrer zunehmend komplexeren und wertvollen Rolle zu unterstützen.

DIE THEMEN DES TREFFENS

Dank der Zusammenarbeit mit dem Naturpark Dolomiti Friulane, dem Rifugio Pordenone und der Region Friuli Venezia Giulia konnten Hüttenwirte aus den Provinzen, in denen sich die neun Teilgebiete des Welterbes befinden, eine bereichernde Erfahrung machen, sich austauschen und Herausforderungen und Chancen beleuchten, die das vielschichtige Leben in den Dolomiten ausmachen.

Il gruppo di rifugisti al belvedere sul Campanile di Val Montanaia

„Wir wissen, dass wir die Herausforderungen der Klimakrise, des Massentourismus und der veränderten Art und Weise, wie Menschen heute die Berge erleben, angehen müssen, um das Welterbe für kommende Generationen zu bewahren“, erklärte Mara Nemela, Direktorin der Stiftung Dolomiten UNESCO. „Diese Themen standen im Mittelpunkt des Austauschs zwischen den Hüttenwirten. Es war ein intensiver und gerade deshalb äußerst wertvoller Dialog. Wir sind überzeugt, dass der Erfahrungsaustausch zwischen unterschiedlichen Gebieten mit jeweils anderen Herausforderungen eine enorme Bereicherung darstellt – vor allem angesichts der Notwendigkeit, das Welterbe als eine Einheit zu verwalten.“

VAJONT – EIN APPELL FÜR EINE GEMEINSAME VERANTWORTUNG

Der erste Tag war, wie üblich, der Erkundung der landschaftlichen und geologischen Besonderheiten des gastgebenden Gebiets gewidmet. Zunächst führte eine Wanderung durch das wilde Val Cimoliana bis zum Aussichtspunkt des Campanile di Val Montanaia. Im Anschluss folgten die Begrüßungsworte von Alleris Pizzut, Präsident des CAI Pordenone, und Giovanni Duratti, Präsident des CAI Friuli Venezia Giulia. Das Mittagessen wurde von den Betreibern des Rifugio Pordenone, Marika Freschi und Ivan Da Rios, mit lokalen Produkten zubereitet.

I rifugisti in visita alla Diga del Vajont

Unter der Leitung des Geologen und Naturführers Antonio Cossutta setzte sich der Tag mit einem Besuch des Vajont-Staudamms und des Besucherzentrums des Naturparks Dolomiti Friulane in Erto fort, das die Ausstellung „Vajont: Bilder und Erinnerungen“ (Vajont, immagini e memorie) beherbergt. Empfangen wurden die Hüttenwirte vom Bürgermeister von Erto e Casso, zugleich Präsident des Naturparks Dolomiti Friulane und Mitglied des Verwaltungsrats der Stiftung Dolomiten UNESCO, Antonio Carrara, sowie vom Parkdirektor Graziano Danelin. Die Teilnehmer wurden mit dem Beispiel des Vajont daran erinnert, wie wichtig es ist, respektvoll mit der Natur umzugehen.

DIE KARTE DER PRIORIÄTEN: BESTÄTIGUNGEN UND ÜBERRASCHUNGEN

Der zweite Tag, der im Besucherzentrum des Naturparks Dolomiti Friulane von Cimolais stattfand, wurde durch Grußworte der Vizebürgermeisterin von Cimolais, Claudia Furlan, und des Bürgermeisters von Claut, Gionata Sturam, eröffnet.

I rifugisti presso la sede del Parco Naturale delle Dolomiti Friulane a Cimolais

Die Hüttenwirte zogen eine Bilanz der Sommersaison und beleuchteten dabei positive sowie negative Aspekte und neue Entwicklungen. Zudem bewerteten sie die Auswirkungen der Klimakrise, die Wahrnehmung des Overtourism und das Niveau des Bewusstsein der Besucher.

Es zeigte sich eine große Vielfalt zwischen den diversen Gebieten, jedoch herrschte Einigkeit darüber, dass sich die Landschaft rund um die Schutzhütten rasant verändert. Dies bringt neue logistische Anforderungen mit sich und macht deutlich, dass viele Besucher der Dolomiten oft nur unzureichend vorbereitet sind und wenig Bewusstsein für die richtige Verhaltensweise zeigen.

Viele Hüttenwirte wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass aufgrund der Nachahmung von Verhaltensweisen, die in den sozialen Medien kommuniziert werden, die Nutzung von Biwaks und das Zelten zunimmt – oft trotz bestehender Verbote. Zelte und Biwaks dienen dabei nicht als Notunterkunft, sondern als Outdoor-Erlebnis, wobei die Besucher dennoch die Bereitstellung der Dienstleistungen der Hütten erwarten.

WIEDER AUF DEN WEGEN … UND IM TALBODEN

Die Stiftung Dolomiten UNESCO zieht Bilanz über die Initiativen, die weiterhin zusammen mit den Hüttenwirten durchgeführt werden. Besonders hervorzuheben ist die Reihe #hüttenleben, die im Sommer zahlreiche Hütten in den Dolomiten miteinbezogen hat, mit dem Ziel, den Wanderern die Rolle der Hüttenwirte näherzubringen. Außerdem wurde die Verbreitung der Werte des Welterbes und die Arbeit der Menschen, die in den Bergen leben, fortgesetzt, unter anderem durch die Kurzfilme von Noi Dolomiti und die Kurzbeiträge von #hüttenleben.

Die Planung von Initiativen wird fortgesetzt, wobei nun auch der Talboden mitberücksichtigt werden soll. Dort muss die präventive Informations- und Bildungsarbeit über den richtigen Umgang mit den Bergen beginnen.

Diese Aktivität ist Teil des Projekts „Bildung von Fähigkeiten und Kompetenzen. Stärkung des sozialen und territorialen Kapitals des UNESCO Welterbes Dolomiten (WHS) für eine dauerhafte und nachhaltige Entwicklung der lokalen Gemeinschaften“, das mit Unterstützung des Fonds für Anrainergemeinden durchgeführt wird.