Wir setzen nun unsere Reise zu den 33 Museen der Dolomiten UNESCO fort: 33 Museen, 33 Horte der Anthropologie, Geologie, Geschichte und Naturwissenschaften dieser Bergregion, 33 Zentren der kulturellen Bildung und Begegnung, der Entfaltung des Bewusstseins, von unzähligen Reichtümern umgeben zu sein, die uns die Dolomitenlandschaft übergeben hat, und das von einer Generation zur nächsten weitergereicht wurde, bis auch es sich wie die Dolomitengesteine verfestigt hat. Heute stellen wir Ihnen fünf Museen der Region Friaul-Julisch Venetien vor.
Das Volkskundemuseum Friauls – Neues Museum der Volkskunst und -traditionen
Unsere heutige Reise zu den Museen Friauls beginnt in Borgo Grazzano in Udine, besser gesagt im Palazzo Giacomelli, der das Volkskundemuseum Friauls – Neues Museum der Volkskunst und –traditionen beherbergt. Die Entstehungsgeschichte des Neuen Museums beginnt 1963, als der Ethnologe und begeisterte Artefakte-Sammler Gaetano Perusini das Museumsprojekt aus der Taufe hob; Perusini war außerdem auch Dozent für Geschichte der volkstümlichen Traditionen an der Universität Triest. Seine dem Museum übergebenen Sammlungen bilden das Herzstück der Ausstellung und führen uns zurück in eine Vergangenheit, in der sich die Familie um das „fogolâr“ (Herdfeuer) versammelte, ein Stück Heimat und der Mittelpunkt des familiären Lebens, in der die Religion das Leben prägte. Gegenstände des Alltagslebens, Musikinstrumente und Kleidungsstücke aus alten Zeiten ergänzen die Ausstellung. Natürlich wird auch die Auswanderung angesprochen; in der Vergangenheit mussten sehr viele Friulaner ihr „fogolâr“ verlassen und auswandern. Ein anderer Teil der Ausstellung befasst sich mit allen Aspekten der Waldarbeit, den verschiedenen Fertigkeiten, Werkzeugen und dem Fachwissen, das in Jahrhunderten angehäuft wurde. Sehr interessant ist auch die Abteilung über die Schmiedekunst mit einem eigenen Parcours zum “limine”; dieser Teil der Ausstellung befasst sich mit den Türen und allem, was damit in Zusammenhang steht: Vorhängeschlösser, Schlüssel, Türklopfer, Angeln, Türbänder, Riegel, die in der Zeit zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert entstanden sind.
Das Geologische Museum des Karn
Unsere Reise zu den Museen Friauls führt uns jetzt nach Ampezzo: hier beherbergt der Palazzo Unfer das Geologische Museum des Karns. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die geologische Entwicklung der Karnischen Alpen im Verlauf von mehr als 400 Millionen Jahren, Paneele und multimediale Präsentationen erläutern auf anschauliche Weise die Ereignisse, die im Zeitraum zwischen 450 Millionen und 40 Millionen Jahren vor unserer Zeit die heutige Landschaft geformt haben.
Besonders beeindruckend ist der Teil der Ausstellung, der sich mit den Fossilien der Pterosaurier, den ältesten flugfähigen Reptilien der Welt befasst. Das Museum zeichnet sich auch durch das besondere Augenmerk auf, das auf Zugänglichkeit und Inklusion der Museumsausstellung gelegt wurde: neben den Erklärungen in Brailleschrift befinden sich alle Ausstellungsstücke auf Augenhöhe von Rollstuhlfahrern und Kindern und sind somit für alle Besucher leicht zugänglich.
Für Kinder und Schulklassen gibt es zudem zahlreiche Angebote zum spielerischen Lernen und die Möglichkeit, zusammen mit geschulten Mitarbeitern kleine Experimente und Unterrichtsprojekte durchzuführen.
Preone: dem Pterosaurus auf der Spur
Im Mittelpunkt der Ausstellung “Preone – 200 milioni di anni” (Preone – 200 Millionen Jahre) im Palazzo Lupieri, der zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert erbaut wurde, stehen die klimatischen und geographischen Faktoren und ihr Einfluss auf die einheimische Artenvielfalt, die Buchen-, Eichen- und Kiefernwälder und ihre Fauna, die Vegetationsbedeckung und die geologische Entwicklung des Gebietes während der Trias. Hochinteressant sind die Fossilfunde, die Paläontologen aus aller Welt nach Preone gelockt haben. Besonders die fossilen Überreste von Preondactylus buffarinii, einer der ältesten Flugsaurier weltweit, von Megalancosaurus preonensis, einem kleinen baumlebenden Reptil und von Raubfischen wie Saurichthys Birgeria sind von hohem wissenschaftlichen Interesse. Alle Ausstellungsstücke sind leicht zugänglich. Nach dem Besuch der Ausstellung bietet sich eine Wanderung auf dem Naturlehrpfad “Stavoli Lunas” an, um mehr über die Geologie, die Organismenwelt früherer erdgeschichtlicher Epochen und die Tier- und Pflanzenwelt der Umgebung zu erfahren.
Dogna: Neues vom Phytosaurus
Von großer erdgeschichtlicher, aber auch geschichtlicher und völkerkundlicher Bedeutung ist auch das Gebiet von Dogna: hier bietet sich ein Besuch im Museo del Territorio e Centro di Educazione Ambientale (Regionalmuseum und Zentrum für Umwelterziehung) an. Auch hier steht ein wichtiger paläontologischer Fund im Mittelpunkt des Interesses, und zwar die fossilen Fährten eines Raubtieres der Trias, dem Phytosaurus. Der völkerkundliche Ausstellungsparcours konzentriert sich auf geschichtliche Ereignisse, soziale Aspekte und Umweltfaktoren, die das Leben der Bevölkerung beeinflussen, während ein weiterer Parcours den Ereignissen und Schauplätzen des Ersten Weltkriegs gewidmet ist.
Das Stadtmuseum für Naturgeschichte von Pordenone
Unsere heutige Rundreise zu den Museen Friauls beschließen wir mit einem Besuch der wertvollen Sammlungen von Insekten, Vögeln und Mineralien, die dank der wertvollen Arbeit zahlreicher Naturforscher und begeisterter Laien zusammengetragen werden konnten. Wir stehen vor den beeindruckenden Sammlungen, die im Stadtmuseum für Naturgeschichte von Pordenone ausgestellt sind, das im aus dem 15. Jahrhundert stammenden Palazzo Amalteo untergebracht ist. Die wohl bedeutendste Sammlung des Museums ist die ornithologische Sammlung von Oddo Arrigoni degli Oddi, Vater von Ettore Arrigoni, der heute als Stammvater und Begründer der modernen italienischen Ornithologie angesehen wird. Die Sammlung umfasst 3000 Bälge exotischer Vogelarten. Sehr interessant ist auch die Insektensammlung des bedeutenden Entomologen Umberto Posarini, der über 9000 Laufkäferarten der Gattung Carabus und weitere 10.000 Käfer-, Schmetterlings- und Heuschreckenarten zusammengetragen hat. Zur Ausstellung gehören auch 13.000 Mineralien, hinzu kommen Abteilungen für Paläontologie, Botanik, Weichtiere und Knochenfunde. Am Eingang zur Ausstellung wird man von der lebensgroßen, über 3 m hohen Replik eines Wollhaarmammuts empfangen. Der Ausstellungsparcours ist barrierefrei und so konzipiert, dass der Besucher sich aus nächster Nähe mit den Ausstellungsstücken beschäftigen kann. Bei allen Ausstellungsstücken handelt es sich um authentische Exemplare; einige davon befinden sich im Theatrum naturae, in dem man geheimnisvollen und manchmal auch erschreckenden Kreaturen begegnet.