Seit einigen Jahren ist eine deutliche Veränderung beim Besuch der Berge während der Wintermonate zu beobachten. Einerseits nimmt die Zahl der Skitourengeher und Schneeschuhwanderer zu, andererseits begünstigen die steigende Schneegrenze und die milden Temperaturen auch einfache Wanderungen, die im Winter jedoch besondere Vorsichtsmaßnahmen erfordern. Die Meldungen der Bergrettung in den letzten Wochen umfassten ein breites Spektrum an Fällen, bei denen sich Wanderer mit unzureichendem Schuhwerk, zu leichter Bekleidung, falscher Planung oder einem unzureichend geladenen Smartphone auf den Weg gemacht haben – mit teils dramatischen Folgen. Wir haben darüber mit dem Delegierten des Bergrettungsdienstes der Belluneser Dolomiten, Alex Barattin, gesprochen.
Ph. Lorenzo Barbante
Lassen Sie uns zunächst eine Bilanz dieser ersten Wintermonate ziehen. Was führte zu der größten Anzahl von Interventionen?
„Ganz oben auf der Liste stehen immer mangelnde Vorbereitung, Unfähigkeit zum Weitermachen, Unwohlsein und Orientierungslosigkeit. Faktoren, die im Winter problematischer sein können als im Sommer, nicht nur wegen Schnee und Eis, sondern auch wegen der niedrigen Temperaturen und der kürzeren Tageslichtdauer.
Sie sagen also, dass sich die Bergbesucher im Winter im Durchschnitt nicht besser vorbereiten als im Sommer …
„Wir stellen fest, dass viele Wanderer die Berge, auch im Winter, auf die leichte Schulter nehmen – ohne Rücksicht auf die widrigen Umgebungsbedingungen und ohne angemessene Ausrüstung, zum Beispiel mit zu leichter Kleidung oder zu alten Schuhen, die nur scheinbar in gutem Zustand sind.“
Typische Fehler?
„Zum Beispiel das fehlende Bewusstsein dafür, dass Grödel (so genannte ‚Schneeketten für die Schuhe‘) für Wege mit geringem Gefälle geeignet sind, aber sicher nicht zum Bergsteigen. Es wäre immer gut, richtige Steigeisen dabei zu haben…“
… im Rucksack, vielleicht zusammen mit dem Eispickel, auch wenn man in einer nicht verschneiten Umgebung unterwegs ist?
„Es kann vorkommen, dass man an einem schattigen Hang auf eine Strecke stößt, die nur 4 oder 5 Meter lang ist und diese Ausrüstung erfordert. Wenn man sie nicht dabei hat, ist es dann besser, umzukehren. Auch in einer nicht schneebedeckten Umgebung können Tücken lauern, wie etwa Eis, das sich unter Laub oder Gras versteckt.“
Vor zwei Jahren trat das Gesetz in Kraft, das das Mitführen eines LVS-Geräts, einer Sonde und einer Schaufel auch beim Wandern und Schneeschuhlaufen vorschreibt …
„Ja, aber das reicht nicht aus. Man muss natürlich auch wissen, wie man diese Werkzeuge und Instrumente benutzt: Zu diesem Zweck werden viele Initiativen vom CAI, dem CNSAS und den Bergführern organisiert. Die Teilnahme lege ich vor allem Einsteigern ans Herz.
Ein Aspekt, der vielleicht wenig beachtet wird, ist die Akkulaufzeit von Mobiltelefonen – sind diese im Notfall doch unverzichtbar, um Hilfe zu rufen. Haben Sie Tipps, wie sich diese verlängern lässt?
„Zunächst einmal sollten Sie Bluetooth und Wi-Fi deaktivieren. Außerdem ist es ratsam, bei sinkendem Ladestand die 4- und 5-G-Netze abzuschalten und sie erst bei erforderlicher Geolokalisierung wieder einzuschalten. Entscheidend ist auch, das Telefon in der innersten Schicht unserer Kleidung aufzubewahren. Dieser Tipp ist unbedingt auch für LVS-Geräte zu beachten: Wenn es uns beim Aufstieg zu heiß wird, ziehen wir vielleicht unsere Jacke aus und stecken sie in den Rucksack, der im Falle eines Lawinenabgangs dann von uns weg geschleudert werden kann.“