Die dringlichsten Themen des Weltnaturerbes der Dolomiten standen im Mittelpunkt des dritten Dolomites UNESCO Forums, das am Montag, 30. September, in Sexten stattgefunden hat. Die Referenten haben auf die Notwendigkeit hingewiesen, die lokalen Gemeinschaften noch stärker einzubeziehen.
Es gilt, nicht nur im Naturerbe zu wohnen, sondern es zu leben und erleben
Die lokalen Gemeinschaften sollen noch intensiver in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Dazu ist es erforderlich, das Bewusstsein für den Wert des Naturerbes in allen Mitbeteiligten zu steigern. Doch wie soll das entsprechende Paradigma aussehen, mit allen der Vielfalt der Gebiete angepassten Unterscheidungen? Harald Pechlaner, Leiter des Center for Advanced Studies der Eurac Research, setzt den Akzent auf die „Verantwortung“, die nicht als Pflicht, sondern als Chance empfunden werden soll: „Wir müssen uns auf ein gebietsbezogenes Marketing konzentrieren, anstatt einer touristischen Vermarktung. Im Vordergrund darf nicht die Qualität der Erfahrungen stehen, sondern die Lebensqualität in den Dolomitengebieten. Das territoriale Marketing ist immer die Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung, ganz gleich, ob es um die Entwicklung eines Gebiets oder des Tourismus geht“, unterstreicht Pechlaner. In die gleiche, doppelgleisige Richtung geht auch die Intervention der Landesrätin für Raumentwicklung, Landschaft und Denkmalpflege der Autonomen Provinz Bozen, Maria Hochgruber Kuenzer, die sich für eine aktivere Einbeziehung der Bevölkerung und die Förderung der lokalen Traditionen ausspricht.
Die Rolle der Stiftung
Beim Forum waren ebenso der Landesrat für Umwelt der Autonomen Provinz Trient und neuer Präsident der Stiftung Dolomiten UNESCO Mario Tonina, die Direktorin der Stiftung Marcella Morandini und der wissenschaftliche Berater der Stiftung Cesare Micheletti anwesend. Geschätzt und willkommen war die Beteiligung von Maria Carmela Giarratano, Generaldirektorin des Umweltministeriums für Natur- und Meeresschutz, die den Arbeitstisch zum zehnjährigen Bestehen des UNESCO-Naturerbes moderiert hat. „Die Anerkennung war das Ergebnis eines komplexen Werdeganges, und nach den ersten zehn Jahren wollen wir diese Stätte weiter aufwerten. Ein Organ wie die Stiftung zu haben, die sie verwaltet und eine geteilte Strategie ausarbeitet, macht den Unterschied, auch was die Einbeziehung der verschiedenen Gebiete angeht.“
Ein Blick auf die anderen UNESCO-Naturerbestätten
Die Einbeziehung aller Akteure des Gebiets war auch der Leitfaden der wissenschaftlichen Berichte. „Auf administrativer Ebene können Ziele gesetzt werden. Die Überwachung ihrer Umsetzung obliegt allerdings primär den Menschen, die in den Dolomiten leben und täglich mit ihnen in Kontakt sind“, betonte Takamitsu Jimura, Professor für Tourismus an der John Moores University von Liverpool. Kelly Bricker der University of Utah, der sich vor allem um die freizeitliche Nutzung des Nationalparks Yellowstone kümmert, hat die Bedeutung der Daten und ihrer kontinuierlichen Überwachung hervorgehoben, welche in Südtirol der Eurac obliegt, die von der Stiftung Dolomiten UNESCO unter anderem mit der Datenerhebung im Dolomitengebiet beauftragt wurde. Diese Rolle wurde von Anna Scuttari, Senior Researcher des Center for Advanced Studies der Eurac Research, hervorgehoben. An der Tagung haben auch Waltraud Watschinger, Präsidentin des Tourismusverbandes Sexten, und Christoph Rainer, Präsident des Kulturvereins Sextenkultur, teilgenommen. Roberto Cerrato (Weinbaugebiete der Langhe-Roero und Monferrato) und Harald Marencic (Common Wadden Sea) haben die Aufgabe wahrgenommen, dem Publikum einige Beispiele guter Praxis vorzustellen.